Philipp Furtwänglers größtes Orgelwerk erklingt von der Westempore der St. Matthäi-Kirche zu Gronau. Der Orgelneubau (1859 bis 1860) erfolgte durch die Elzer „Orgelbaufirma Philipp Furtwängler & Sohn“ und wurde vom Landeskirchenamt Hannover am 25. März 1936 unter Denkmalschutz gestellt. Diese bedeutendste Leistung von Philipp Furtwängler fand in der Fachwelt größte Beachtung. Für nur 2565 Reichstaler (Rtlr.) baute Furtwängler, nach der Sanierung des Kirchenschiffes im neugotischen Stil (1856 bis 1859), ein 3-menuales Orgelwerk mit 57 Registern und 3596 Pfeifen. Die größte Pfeife (Bass-Bombarde) misst 4,60 Meter. Dabei fügte er neun Register auf eigene Kosten hinzu, „…um sein Werk zu vervollkommnen.“ Heute verfügt das Orgelwerk über 58 Register und 3861 klingende Pfeifen.
Der Wandel zum romantischen Klangideal vollzog sich mit diesem Orgelwerk , das dem Musikrepertoire seinerzeit besser entsprach. Erklärbar ist das aus Philipp Furtwänglers Werdegang als „Mechanicus“ und Autodidakt. Er eignete sich sein akribisches Orgelbauwissen durch ideenreiche, eigene Techniken selber an und entwickelte es weiter. Rhythmisch sind die großen und kleinen Pfeifen in abwechselnden Flächen angeordnet. Alle Prospektpfeifen sind auf eine Grundlinie gesetzt – das ist typisch für den älteren Orgelbau. Der Prospekt (Gehäuse) verdeutlicht den Übergang zur Neugotik.
Die letzte Restaurierung in den Jahren von 1978 bis 1981 führte die Orgelbaufirma Gebr. Hillebrand (Altwarmbüchen) durch. Dabei wurden die Balgkammer im Turm isoliert, alle acht Keilbälge repariert und zur Stabilisierung des Winddrucks zwei Gebläsemotoren eingebaut. Restaurator Icks aus Bramsche stellte die ursprüngliche Farbgebung des Orgelgehäuses wieder her.
„…Die Kirche besitzt eine großartige ebenso kunstreich gearbeitete, schöne Orgel, ein Meisterwerk des Orgelbauers Furtwängler in Elze, unstreitig eins der bedeutendsten Werke dieser Art in unserem Vaterland. Der Prospekt ist äußerst kunstreich und geschmackvoll, nach einer Zeichnung des Architekten Tochtermann gearbeitet…“ Mit diesen Worten weihte der Gronauer Pastor (primarius) August Philipp Sauerwein die Gronauer Orgel am 23. September 1860:
„Rechnet man diese Vergrößerungskosten zu dem von Anfang an so billigen Preis, so kann man annehmen, daß die Orgel wohl doppelt so viel wert ist, als sie kostet. Das Werk sei durch die Vergrößerung nicht nur reicher geworden, sondern habe dadurch auch noch wesentlich an Tonfülle und Mannigfaltigkeit gewonnen. Aus dieser Veränderung des ursprünglichen Planes ergibt sich, dass der Orgelbauer Furtwängler ein tief denkender Künstler ist, der ein nicht geringes Opfer gern brachte, um das Ergebnis seines Nachdenkens auch zur Ausführung zu bringen, wozu ihm die Gelegenheit bisher noch fehlte.“ Zu diesem Schluss kommt der Hamburger Orgelrevisor Georg Heinrich Friedrich Armbrust (Organist der Hamburger St. Petri-Kirche und Dirigent der Hamburger Bachgesellschaft) nach Überprüfung der Orgel.
Seiner Überzeugung nach war es Furtwängler „…gelungen, ein großartiges Kunstwerk aufzustellen, das selbst einem größeren Raum, als die Gronauer Kirche biete, würdig auszufüllen im Stande ist.“ Der Revisor-Bericht von G.H.F. Armbrust (Hamburg, 22.09.1860) liegt in der Original-Handschrift (Kurrentschrift) und der heutigen Schreibform vor.
Text: Dieter Schütte, Stadtheimatpfleger Gronau (Leine)